Antisiphon-Shunts
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Antisiphon Ventile

 

Die Anti-Siphon Device (ASD) ist der Prototyp aller Antisiphon Ventile. Das Funktionsprinzip beruht darauf, dass beim aufrecht stehenden Menschen ein Sog im Schlauchsystem des Shunts entsteht. Eine elastische Membran (rot / grün in der Abbildung der ASD) wird durch den Sog nach innen gesogen und kommt dabei an einem Hartplastik-Bauteil zu liegen. Dadurch wird der Durchfluß durch das Shuntsystem unmöglich (Membran in rot dargestellten Position). Erst wenn kein Sog mehr im Schlauchsystem vorliegt, bewegt sich die sehr elastische Membran in ihren Ausgangszustand (grün dargestellt) zurück und gibt den Liquorabflußweg wieder frei.

Anti-Siphon Device (ASD)

 

Da die ASD immer mit einem konventionellen Ventilsystem kombiniert werden muß, dauerte es nicht lange, bis Komplettlösungen am Markt angeboten wurden. Als Beispiel ist unten ein Heyer Shulte Ventil dargestellt. In einem Gehäuse befindet sich ein Hauptventil (Membranventil: rot / grün / blau dargestellt) und eine ASD (orange / pink dargestellt).

Heyer Schulte Ventil (Membran Ventil mit ASD)

 

 

Die ASD Lösung ist also im Ruhezustand immer geöffnet und schließt erst, wenn ein Sog an der Steuermembran anliegt. Genau das umgekehrte gilt für Lösungen, die als Siphon-Control-Device (SCD) bezeichnet werden. Hier befindet sich die Membran im Ruhezustand in einer Position, das der Liquordurchfluß blockiert wird (rot dargestellt in Abbildung der SCD). Liegt ein positiver Druck an der Membran an, so öffnet die Membran indem sie sich nach außen wölbt (grün dargestellt). Ansonsten unterscheidet sich die SCD nicht von der ASD.

PS-Medical Siphon Control Device (SCD)

 

Auch bei der SCD handelt es sich um ein Implantat, das zusätzlich noch ein Hauptventil benötigt. Daher wurden auch hier Lösungen präsentiert mit Haupt- und Zusatzventil in einem Gehäuse. Als Beispiel ist unten das weit verbreitete Delta Ventil aufgeführt. Es handelt sich um ein Membran Ventil (Hauptventil: gelb dargestellt) mit einer SCD (blau / grün / rot dargestellt) in einem Gehäuse.

PS-Medical Delta Ventil (Membranventil mit SCD)

 

kritische Bewertung der Anti-Siphon Ventile

Die Grundidee der Anti-Siphon Ventile war an sich sehr intelligent: man hatte der Natur so zu sagen auf die Hände geschaut. Auch beim Gesunden gibt es einen Mechanismus, der das Entstehen eines übermäßigen negativen intrakraniellen Drucks verhindert. Wenn der Mensch aufrecht steht, kollabieren die Venen am Hals, die das Blut aus dem Kopf ableiten und öffnen erst wieder, wenn ein positiver Druck sie auseinander preßt. Auch hier ist also durch die sehr elastische Venenwand ein Anti-Siphon Ventil von der Natur realisiert.

Nun aber kommt, wie sie sich denken können der Pferdefuß.

Die ganze Zeit sprachen wir davon, dass die Steuermembran von ASD oder SCD durch Sog (also einen negativen Druck) oder einen positiven Druck geöffnet oder geschlossen werden. Es muß nun die Frage gestellt werden was der Referenzdruck ist, zu der der Druck positiv oder negativ ist. Zur korrekten Funktion der Systeme ist es notwendig, das auf der dem Liquor abgewandten Seite des Implantats Atmospärendruck herrscht, also der Druck, den die uns umgebende Luft ausübt. Dies ist im Labor natürlich völlig unproblematisch, aber nicht mehr nach der Implantation der Systeme. Sie liegen dann nämlich im Unterhautfettgewebe. Unmittelbar nach der Implantation mag dort noch ein Druck herrschen, der dem Atmosphärendruck ähnlich ist. Spätestens aber nach dem Abschluss der Narbenbildung ist dies aber sicher nicht mehr der Fall, mehr oder weniger derbe Narben umgeben das Implantat. Dadurch wird der Druck, der auf der Steuermembran außen als Referenzdruck anliegt drastisch erhöht. Daher verwundert es nicht, dass viele Implantate dieser Bauart eine zeitlang gut funktionierten, es aber nach Abschluß der Narbenbildung zu Problemen kam. Vereinfacht ausgedrückt könnte man sagen, dass die Narben die Beweglichkeit der Membran so einschränkten, das es häufig zu einem permanenten Verschluss der Ventile kam. Das Problem der Überdrainage konnte somit mit diesen Implantaten zwar befriedigend gelöst werden, aber oft traten nach Wochen Unterdrainagen auf. Die Patienten bekamen die Symptome des Hydrocephalus wieder.

Daher muß man heute die Anti-Siphon Ventile als nicht mehr zeitgemäß einstufen, da die Gefahr eines Verstopfens des Ventils zu hoch ist.

 

 

Das Beverly Referential Ventil: Der Exot

Phoenix Beverly Referential Ventil

Das Beverly Referential Ventil (BRV) war so zu sagen ein "Schnellschuß aus der Hüfte", als klar wurde, dass die Anti-Siphon Ventil nicht funktionieren konnten, da an der Steuermembran nach Implantation kein Atmosphärendruck als Referenzdruck mehr anlag. Beim BRV wollte man den Atmosphärendruck so zu sagen mit in das Ventil integrieren. Man konstruierte eine Luftkammer (gelb dargestellt) in der Atmosphärendruck herrscht. Dieser Referenzdruck steuerte dann den Ventilmechanismus. Hierbei wurde jedoch eines nicht bedacht: Der uns umgebende Luftdruck ist sehr variabel, bei Änderungen der Wettelage ändert sich bekanntermaßen der Luftdruck ebenso wie mit der geographischen Höhe auf der wir uns aufhalten. All diese Änderungen können natürlich durch den beim Zusammenbau "eingefangenen" Referenzluftdruck nicht simuliert werden. Die Konstruktion muß als in der jetzigen Form als Fehlkonstruktion betrachtet werden.