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Alternative Verfahren

Ich ahne, dass viele, die sich zum ersten mal mit dem Krankheitsbild Hydrocephalus beschäftigen müssen, da sie selbst oder Angehörige betroffen sind, sich dieser Seite zuwenden. Es sei aber vorausgeschickt, dass sie hier keine Alternativmedizin i.S. der Homöopathie u.a. Verfahren aus dem Grenzgebiet oder außerhalb der Schulmedizin vorgestellt bekommen. Dies geschieht beileibe nicht, weil ich mich diesen Heilverfahren verschließe. Auch für mich gilt: wer heilt hat recht. Seien Sie also sicher, wenn mir Verfahren aus der Alternativmedizin bekannt wären (... und wie gesagt: ich bin durchaus offen hierfür), Sie dieses hier erfahren würden.

ABER: bisher gibt es definitiv nichts aus dem "alternativen Spektrum", das einen Hydrocephalus kurieren könnte. Denkbar ist zwar, dass einzelne Symptome des Hydrocephalus durch alternative Therapieformen gebessert werden können: z.B. Kopfschmerzen durch Akupunktur. Aber das Krankheitsbild besteht damit fort. Es sind nur Symptome beseitigt. Ein aktiver Hydrocephalus wird aber, wenn er fortbesteht immer zu einer fortdauernden Schädigung des Gehirns führen. Die Beseitigung von Symptomen führt in solchen Fällen dann eher zur Verschleppung einer effektiven, das Fortschreiten der Erkrankung aufhaltenden, Therapie. Vermeiden Sie unbedingt eine solche Form des Selbstbetruges. Denn......., je früher ein Hydrocephalus suffizient therapiert wird, desto weniger kann er ein Gehirn zerstören. ..... und bedenken Sie auch, dass einmal eingetretene strukturelle Schäden am Gehirn nicht mehr zu korrigieren sind.    

Medikamentöse Therapie

Eine dauerhaft wirksame medikamentöse Therapie des Hydrocephalus ist nicht bekannt. Es ist aber grundsätzlich möglich über eine begrenzte Zeit die Symptome des Hydrocephalus durch entwässernde Medikamente zu verringern. Durch die entwässernden Medikamente kommt es vorübergehend zu einer Drosselung der Liquorproduktion. Längstens nach 4 - 6 Wochen geht jedoch der Effekt dieser Medikamente verloren. Der Körper " gewöhnt" sich an die entwässernden Medikamente und produziert wieder in normaler Menge den Liquor.

Dieser Gewöhnungseffekt ist dafür verantwortlich, dass eine medikamentöse Therapie des Hydrocephalus bis heute nicht möglich ist.

 

Lumbalpunktion

Unter einer Lumbalpunktion versteht man die Entnahme von Liquor aus dem Nervenwurzelsack (Subarachnoidalraum) im Bereich der Lendenwirbelsäule. Meist werden dabei Liquormengen von 20 - 60 ml entnommen. Dies kann bei einigen Formen des Hydrocephalus vorübergehend zu einer Linderung der Beschwerden führen. Es muß jedoch betont werden, dass nicht alle Hydrocephalusformen mittels Lumbalpunktion behandelt werden können.

Weiterhin ist zu bedenken, dass der Körper am Tag etwa 500 ml Liquor produziert. Dies bedeutet, dass selbst bei großzügiger Lumbalpunktion die entnommene Menge an Liquor innerhalb weniger Stunden nachgebildet ist. Lediglich die Tatsache, dass das Stichloch in der harten Hirnhaut, die den lumbalen Subarachnoidalraum umgibt noch einige Tage offenbleiben kann und dann Liquor in geringerer Menge in die Muskulatur des Rückens abfließen kann, wo der Liquor dann resorbiert wird, kann bedingen, dass der Effekt einer Lumbalpunktion über mehrere Tage anhält. Spätestens jedoch wenn das Einstichloch nach meist einer Woche wieder durch Narbenbildung verschlossen ist, wird der Effekt der Maßnahme sich verlieren.

 

Torkildsen Drainage

Die Torkildsen-Drainage war vor Einführung der Shunts in den 50er Jahren die beste Dauertherapie Möglichkeit für einen Okklusionshydrocephalus. Unwirksam ist das Verfahren dagegen, wenn es sich um einen malresorptiven Hydrocephalus handelt (also die Rückresorption des Liquors behindert ist oder die Passage des Liquors in den äußeren Liquorräumen gestört ist).

Bei der Operation wird ein (Silikon-) Schlauch aus den inneren Liquorräumen (meist Seitenventrikel des Großhirns) in die äußeren Liquorräume abgeleitet. Typischerweise wird der Liquor dabei in die Liquorräume, die das obere Rückenmark umgeben abgeleitet.

Nach der Einführung der modernen Shunts wurde das Verfahren weitestgehend verlassen, da es operativ aufwendiger ist. Neben den Shunts stellt heute die endoskopische Therapie des Okklusionshydrocephalus die moderne Alternative zur Torkildsen Drainage dar.

Ganz vergessen sollte man diese Therapieform allerdings nicht. Kann man nämlich mit dem Endoskop nicht in den III. Ventrikel gelangen, z.B. weil die For. Monroi zu eng sind, so ist das Verfahren durchaus angezeigt. Gleiches gilt, wenn eine endoskopische Ventrikulo-Zisternostomie aus anderen anatomischen Gründen nicht möglich ist.

 

 

Rickham / Omaya Reservoir und Externe Ventrikeldrainage

Alle diese Maßnahmen dienen der vorübergehenden Behandlung des Hydrocephalus. Das heißt, sie kommen nur zum Einsatz, wenn es sich um einen akut aufgetretenen Hydrocephalus (z.B. nach Hirnblutung) handelt, bei dem man aber absehen kann, dass die normale Liquorzirkulation sich wieder innerhalb kurzer Zeit einstellt.

Das Rickham / Omaya Reservoir (gelb dargestellt) ist ein Silikonkatheter, der bis in die Hirnwasserkammern reicht und an dessen unter der Haut endendem Schlauchende eine halbrunde Silikonkapsel angebracht ist. Es ist dann möglich mit einer dünnen Nadel durch die Haut zu stechen und von Zeit zu Zeit aus der Silikonkapsel etwas Liquor abzuziehen.

Die externe Liquordrainage (grün dargestellt) stellt ebenfalls ein Silikonkatheter dar, der bis in die Ventrikel reicht. Im Gegensatz zum Rickham / Omaya Reservoir endet der Schlauch jedoch nicht in einer Silikonkapsel unter der Haut, sondern wird über eine zweite Stichinzission an der Haut des Schädels nach außen geführt. Der Liquor kann dann über diese Drainage kontinuierlich abgeleitet werden.

Es sei aber nochmals hervorgehoben, dass beide Verfahren nur in Frage kommen, wenn man davon ausgehen kann, dass der Hydrocephalus nur sehr kurzfristig besteht. Manchmal muß man diese Verfahren aber auch anwenden, wenn man bei bestimmten Formen der Hirnblutung soviel Blut auch in den Liquor gelangte, dass ein Ventil sehr rasch verstopfen würde. In diesem Fall wird der Liquor über diese Ableitungen solange nach Außen abgeleitet, bis der Liquor so klar ist, dass man einen Shunt implantieren kann. Auch bei einem Hydrocephalus, bei dem das Hirnwasser mit Bakterien infiziert ist, kann man den Liquor zunächst nur in dieser Art nach außen ableiten. Die Implantation des notwendigen Shunts kann dann erst erfolgen, wenn sich keine Bakterien mehr im Liquor befinden.